Kunstunterricht: Von eigenen Ideen beflügelt – begeistert Selbst-Lernen

Wie können im Kunstunterricht die eigenen Ideen von Schülerinnen und Schülern, ihre Bilder, Wünsche, Träume, ihre gestalterische Handschrift, ihre ästhetischen Vorstellungen stärker in die Welt kommen? Schule im Fach Kunst hat die Aufgabe, Bildkompetenzen zu entwickeln und eine gestalterische Persönlichkeit auszubilden… Lernpotenziale individuell unter heterogenen und inklusiven Bedingungen zu entfalten…
Warum ist ein schülerzentriertes differenziertes individualisiertes Lehren und Lernen wichtig? Wegen Leistungsmessung und Notenbewertung steht auch im Kunstunterricht an Gymnasien bei Aufgabenstellungen und Ergebnissen in der Regel eher die Gleichartigkeit von Ergebnissen im Vordergrund (Homogenität), nicht aber Individuelle Förderung und Heterogenität…: 30 ähnliche Bildergebnisse dokumentieren immer noch eher eine oft altbackene technikorientierte „Kunst-Fleißarbeit“ an schulischen Wänden anstatt ungewöhnliche auch sperrige kreative eigene Ideen und Lösungen von Lernenden beispielhaft voran zu stellen.

Alle Lehrenden sind seit 2011 im Fach Kunst aufgefordert, ihren Unterricht an den Neuen Bildungsstandards auszurichten

  • es erfolgte eine Umstellung der Lehrpläne in Richtung Kompetenzorientierung
  • von einer bisher eher „lehrerzentrierten Wissensvermittlung“ zu einem individualisierten, die unterschiedlichen Lernausgangslagen berücksichtigenden, mehr „schülerzentrierten selbstständigen Lernen“
  • vom „Wissen“ zum „Können“ (Output-Orientierung)
  • veränderte Rolle der Lehrerenden: vom Wissensvermittelnden, zum „Anbietenden von Lerngelegenheiten“, Berater, Lernbegleiter, Moderator, …
  • erwartet wird eine Methodenvielfalt, um individuell zu fördern und zu fordern
  • Ziel des Kunstunterrichts ist es, Bildkompetenzen und eine gestalterische Persönlichkeit zu entwickeln
  • Kompetenzorientierung erfordert eine Ausrichtung des Unterrichts, die zum selbstgesteuerten, auf das Individuum ausgerichteten Lernen hinzielt. SuS müssen befähigt werden, lebenslang selbstgesteuert lernen zu können…

(s. KLP Kunst Sek. I Gymnasium 2011)

Die Abbildung zeigt im Rahmen der Ausstellung „Was mich bewegt – Bilder, Ideen, Wünsche und Träume von 13Jährigen“ für das „Internationale Theaterfestival HALBSTARK, Münster 2012“ Projektbeispiele von Schülerinnen und Schülern der 7. Klassen aus dem performativen projektorientierten Kunstunterricht von Jürgen Lemke am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Münster – Schulhalbjahr März bis Juli 2012:

Welche Vielfalt und Qualität entstehen kann, wenn auch eigene Ideen im Rahmen einer mehr selbstgesteuerten Projektarbeit entwickelt werden dürfen: im forschenden Selbstlern-Prozess über Brainstorming und Mindmap, Projekt-Steckbrief und Projekt-Lern-Tagebuch (Portfolio), hin zu Produkt-Präsentation, Rezeption und Reflexion…

Ich versuche einen eher künstlerischen kunstpädagogischen Ansatz in meinem Unterricht zu realisieren. Als Bildender Künstler und Projektemacher bin ich mit meinem künstlerischen Konzept „ORTungen“ multimedial, interdisziplinär und realinszenierend forschend unterwegs. (http://ortungen.wordpress.com/impressum/) Mit einer interdisziplinären performativen Arbeit zwischen Kunst und Pädagogik versuche ich auch in der Schule, Lernende dort abzuholen, wo sie selbst stehen. Die Entwicklung ihrer eigenen Ideen, Potenziale und Kompetenzen zwischen medialer, theatraler und kunstbezogener Bildarbeit in einem heterogenen Lernfeld stehen dabei im Mittelpunkt meines projektorientierten performativen Kunstunterrichts. Hier darf parallel kreative Vielfalt in einem heterogenen forschenden Selbst-Lern-Umfeld wachsen, das neugierig hält und intrinsisch Lernen beschleunigen kann: ein multimedialer Werk-Raum in dem gleichzeitig in Projekten ideenreich gezeichnet, gemalt, gebaut, fotografiert, collagiert, gefilmt, plastiziert und geformt wird.
Lernende können unter mehr intrinsisch motivierten Bedingungen eher begeistert und motiviert gleichzeitig in einem Raum mit unterschiedlichen Techniken an der Umsetzung eigener Ideen arbeiten. Ich öffne bewusst Räume für eine möglichst offene selbstgesteuerte forschende Arbeit insbesondere für Lernende, die an der Schwelle ihrer Veränderung zwischen Kind-Sein und Erwachsen-Werden stehen. Gerade Jugendliche im „Sturm und Drang-Alter“ brauchen eigene Räume zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Räume, die ihnen auch und gerade in Schule ermöglichen können, sich freier neugierig forschend und selbstentdeckend zu bewegen, um ihre eigenen Ideen zu entwickeln.
Ich begegne Lernenden mit einer offenen vertrauengebenden Grundhaltung, die ihnen Mut machen will, ihre Eigenverantwortlichkeit stärken möchte, sie zu einem mehr selbstbestimmten Handeln herausfordert und ihnen dabei auch notwendige Rahmenbedingungen für erforderliche Grenzkontakte gibt. „Leben ist fließen, an der Grenze formt sich Gestalt“. Die Herausforderung von Grenze, der Umgang mit Regeln und Kontrolle sowie das Risiko, deren Verlust zu wagen, sind wichtig für Lernende und Lehrende. Hier können im Kontakt Klarheit, Offenheit, Vertrauen, Verantwortung und Transparenz wachsen.
Ich nehme mit meinem kunstpädagogischen Konzept die neuen Bildungsstandards des Landes NRW und ihr Bestreben nach einer Öffnung von Schule für ein neues Lehren und Lernen durch ein erweitertes Lehrer- und Schüler-Rollenverständnis auch unter den neuen Anforderungen von Inklusion ernst: Lernende können in dieser speziellen Projektarbeit  ihrem Lern- und Entwicklungsstand entsprechend nachhaltig eigene Potenziale entwickeln und ausdrücken. Ich versuche, einen Kunstunterricht zu machen, der schülerzentriert, methodenoffen, individuell beratend, heterogen und inklusiv eigenverantwortliches Lernen von Schülerinnen und Schülern fördern kann. Die Übergangsphase zwischen Kind-Sein und Erwachsen-Werden, hin zur Pubertät, birgt Zwischen-Welten, die immer wieder geprägt sind von ständigen Widersprüchen, existenziellen Grenz-Erfahrungen, Tabubrüchen, Herausforderungen, Mutproben, erster Liebe, Gefühlsverwirrungen, großen inneren Bewegungen, Kontakt-Abrüchen, Verletzungen und auch Selbst-Verletzungen. Gefühlszuständen zwischen Himmel-Hoch-Jauchzend und Zu-Tode-Betrübt, Allein-Sein und Für-Immer-Zusammen-Sein, Selbst-Darstellungswünschen und Angst-Sich-Zu-Zeigen, Identitäts-Brüchen, Herausforderungen, Wagnissen, Auf- und Abs und Hin und Her…
Das verdient besondere Achtsamkeit, Wertschätzung und Raum für eigene Gestaltungen. Aus meinen bisherigen Lehr- und Lern-Erfahrungen aus Schule, Hochschule, Wirtschaft, Theater, Werkstatt Digitale Kunst und Atelier –  in Auseinandersetzung mit den Neuen Bildungsstandards für das Fach Kunst Sek I an Gymnasien habe ich ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung gestalterischer und organisatorischer Selbst-Lern-Kompetenzen im Kunstunterricht der Mittelstufe (7./8./9. Klasse) entwickelt:


Selbstgesteuerte kompetenzorientierte performative Ideen- und Projektentwicklung als integratives Unterrichtsvorhaben im Kunstunterricht

Wichtig als Ausgangspunkt für eine eigenständige Ideenentwicklung hin zu einem präsentablen Produkt ist eine offene Aufgabenstellung innerhalb eines definierten Zeitrahmens: „Du darfst Deine Idee frei gestalten, das verwirklichen, was Du immer schon in Kunst machen willst. In einer Technik deiner Wahl… Allein oder zusammen mit Anderen… Du hast dafür zwei Monate Zeit…“

Schülerinnen und Schüler können 

  1. die eigene Idee entwickeln mit Hilfe von angeleiteten Methoden wie „Phantasiereise“,  „Brainstorming“ und „Mindmapping“ (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: ÜP1, ÜP2, ÜP3)
  2. die eigene Idee formulieren, präzisieren und strukturieren lernen mithilfe der Methode: „PROJEKT-STECKBRIEF“ und hierbei auch lernen, unterschiedliche Schriften und Schriftschnitte, eine Skizze sowie das Layout einer Seite zu gestalten. Einzelne Fragen zur Idee helfen bei der Strukturierung: Was? Wer? Wo? Womit? Wie lange? Für wen? (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: ÜR3, FoP1, StP1, StP3, P/S-P2, P/S-P3)
  3. ihre Idee aus unterschiedlichen Perspektiven visualisieren und planen sowie in eine zeitliche Bildabfolge übersetzen. Anhand der Erstellung eines „STORYBOARDs“ lernen sie, ihre Idee von verschiedenen Seiten aus anzuschauen, vorzustellen, zu zeichnen und darzustellen. Und beachten dabei auch Merkmale von Räumlichkeit, Überdeckung, Staffelung, Höhenlage sowie Vogel-, Normal-, Froschperspektive und auch Kameraeinstellungen von Totale bis Detail (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: FoP1, FoP2, FoP4, FoP5, StP1, StP3, )
  4. ihre Idee recherchieren: Welche Künstler und Gestalter haben in dieser Technik oder mit diesem Material schon gearbeitet? Wie geht das genau? Hierzu wird für die spätere Präsentation und Vermittlung an die anderen Lernenden im Internet Material gesammelt. Hierbei darf sich die Idee auch noch verändern. (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: ÜP1, ÜP3, ÜR3, P/S-P1)
  5. ihre Idee produzieren: Entscheiden ob allein oder im Team: die eigene Idee kommunizieren, verhandeln, durchsetzen oder Kompromisse finden –  sich mit der notwendigen gestalterischen Technik und Methode mit Unterstützung des Lehrenden (Koordinator, Berater, Moderator, Vermittler, Streitschlichter, …) vertraut machen (Malen, Zeichnen, Bauen, Plastizieren und medienkompetent durch selbstständigen Einsatz von Videokamera, Smartphone, App…s, etc im heterogenen Lernumfeld und Netzwerk (LOL) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: ÜP1, ÜP3, ÜR3, StP2, P/S-P1… weitere hierbei erlernbare Kompetenzen sind leider im Lehrplan noch nicht enthalten )
  6. ihre ZEIT selbstverantwortlich und mit anderen planen: Absprachen treffen, Verabredungen einhalten, Arbeitsziele und Termine setzen, etc (Teamfähigkeiten) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: Diese Kompetenzen sind leider im Lehrplan noch nicht enthalten)
  7. ihr MATERIAL eigenständig besorgen und darüber ihre Selbstverantwortlichkeit erproben und stärken – nachhaltig Medienkompetenz lernen mit eigenen Medien nach dem BYOD Prinzip (Bring Your Own Device): Eigene mobile digitale Geräte, wie Smartphone, Kamera, Laptop, Tablet, IPod, etc mitbringen dürfen und nutzen (Mobiles Digitales Lernen, Medienprodukt erstellen, Medienpass NRW Bezug) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: MaP1, MaP2, MaP3 … weitere hierbei erlernbare Kompetenzen sind leider im Lehrplan noch nicht explizit enthalten)
  8. ihre LERN-ORTE frei wählen und erweitern: Ideenbezogene Umsetzungen an anderen Orten erlauben, auch schulunabhängiges Lernen und Forschen ermöglichen, ob zuhause oder im Umfeld – mit einem Erlaubnisschreiben der Eltern (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: Diese Kompetenzen sind im Lehrplan nicht enthalten)
  9. ihre gestalterische ARBEIT – Einzeln, zu Zweit oder im Team – planen, produzieren und selbst organisieren: Wer kann was? Fähigkeiten sondieren, Verantwortlichkeiten delegieren, Absprachen einhalten, Konflikte lösen (Soziale Kompetenzen, Kooperieren lernen) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: Kompetenzen sind leider im Lehrplan nicht explizit enthalten)
  10. ihre Ideen- und Projektentwicklung und ihre Lernfortschritte in einem PROJEKT-LERN-TAGEBUCH per Foto, Skizze, Text anhand vorgegebener Kriterien auch fachsprachlich reflektieren und dokumentieren: Was habe ich gemacht? Was habe ich gelernt? Welches bildnerische Verfahren/Genre habe(n) ich/wir beim Projekt eingesetzt? („Bild“ oder auch „Bildwerk“ kann stehen für: Zeichnung, Malerei, Plastik, Skulptur, Objekt, Installation, Fotografie, Collage, Frottage, Druckverfahren, Film/Video, Tanz/Performance, Aktion, Animation, Soziale Plastik, Anderes… ) Bitte beschreibe… Welche „bildnerischen und gestalterischen Mittel“ habe ich eingesetzt und wie? (Punkt, Linie, Fläche, Formen, Farbe, Kontraste, Material, Räumlichkeit, Licht/Schatten, Schraffur, Bild-Komposition, Musik, Ton, Sprache, Geräusch, Bildschnitt, Effekte, Kameraeinstellungen, …?)   Welche Gestaltungsformen wirken dabei spannend, dynamisch oder ruhig, ausgeglichen – oder auch neu, überraschend, abwechslungsreich, rhythmisch, überladen, kontrastreich: Groß-klein, viel-wenig, kurz-lang, rund-spitz, … Wie bin ich im Projekt mit dem Thema „Raum“ bzw „Bildraum“ umgegangen? Wie habe ich den Raum inszeniert? Bei der Motivauswahl/Inszenierung Vorder-, Mittel- und Hintergrund beachtet? Bewusst gestaltet…? Kameraeinstellungen Detail bis Totale genutzt? Raumdarstellung (Vorder-, Mittel-, Hinter-grund, Überschneidung (davor, dahinter), Staffelung, Verkleinerung, Höhenlage (oben, unten), Flächenorganisation, vorn, hinten, kleiner, größer,…Was möchte ich mit meinem „Bild“ ausdrücken/sagen? Gibt es eine künstlerisch gestalterische Strategie oder Absicht (für mein/unser Projekt)? Welche Wirkungen sollen bei einem Betrachter ausgelöst werden? (Gefühle, Irritationen, Schock, ein „ästhetisches“ Empfinden – Soll ein „Bild“gefallen oder irritieren…?) Beschreibe…Was habe ich wann, wie und womit gemacht? Was habe ich dabei erfahren, entdeckt, erforscht und gelernt? Wie bewerte ich meine eigene Arbeit, wie die der Anderen aus meiner Gruppe? (Rezeption, Leistungsnachweis und Bewertung) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: ÜR1, ÜR2, ÜR3, FoR1, FoR2, FoR3, FoR4, FoR5, FoR6, MaR1, MaR2, MaR3, FaR2, StR2, StR3, P/S-R1, P/S-R2, P/S-R3, P/S-R4, P/S-R5)
  11. ihr Projekt präsentieren: – hierbei Kompetenzen für Vortragspräsenz (Sprache, Auftreten, Körpersprache, Haltung Mimik, Gestik…) und Medienkompetenz erwerben durch selbstständiges Erarbeiten von Powerpoint, Keynote oder OpenOffice Präsentation (Foto, Film, Bild, Video, Montage, Bildbearbeitung – Kompetenzen…) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: StP3, StR2, StR3 … weitere hier  hierbei erlernbare Kompetenzen sind leider im Lehrplan noch nicht explizit enthalten)
    – ein Werbe-Plakat erstellen (Lehrplanbezug KunstNRW SEK!: Figur-Grund Beziehung, Bild/Schrift,  Bildbeschreibung – Kompetenzen) (Lehrplanbezug Kunst SEKI NRW: FoP4)
  12. ihr Projekt reflektieren und selbst bewerten (Leistungsbewertung auch durch PROJEKT-LERN-TAGEBUCH, Portfolio)

Beispiel: ORTungen 2012: Scholl.Projekte reflektiert: Im Rahmen der beim „Theaterfestival HALBSTARK 2012“ im Theater Münster ausgestellten Dokumentation „WAS MICH BEWEGT …“

Bildschirmfoto 2012-11-14 um 20.04.44

… auf welch vielfältige Ideen „Halbstarke“ kommen, wenn sie in der Schule auch tun dürfen, was sie selbst wollen und ihre darstellerischen und gestalterischen Potenziale entfalten dürfen: Heranwachsende im „halbstarken“ Alter brauchen mehr Raum und Zeit,
• um ihr eigenes Ding zu machen
• an ihren Ideen neugierig zu forschen
• sich selbst aufzuführen und zu inszenieren
• nachhaltig mit eigenen digitalen Medien zu experimentieren („BYOD Methode: Bring Your Own Device“)
• ihre „Ästhetik“, ihre gestalterische Handschrift zu entwickeln und auszudrücken
• sich in unterschiedlichen Rollen durch Improvisieren auszuprobieren und zu erfahren
• Identität an unterschiedlichen inneren und äußeren Selbst-Bildern zu erforschen
• Grenzen zu erkunden – auch durch teils provozierende ästhetische Aktionen
• um intrinsisch – von Innen heraus – motiviert, begeistert eigene Ideen zu entwickeln … Was eigeninitiativ gelernt wird, wirkt nachhaltig und ist nicht so schnell vergessen!
• es braucht in Schule selbstlernende Lehrende, die Lernende in ihrem Selbstlernprozess offen und neugierig begleiten – sie auch lassen können und eher beratend, begleitend, moderierend, coachend, fördernd unterwegs sind und nicht alles von „vorne bis hinten“ für sie regeln.

Machen wir Schule für eine innovative lebendige begeisterte performative Selbstlern-Kultur! Ideen-Vielfalt und Qualität sprengen den Erwartungshorizont. Wir brauchen in unserer Gesellschaft Menschen, die neugierig sind und es bleiben. Die auf eigene Ideen kommen und diese begeistert allein oder zusammen mit anderen in die Welt bringen. Wir sind eigentlich ein Land der Erfinder und nicht der Kopierer… Neue Bildungsstandards – die Kompetenzen erweitern und nicht verengen sollen – ermöglichen eine andere Lehr- und Lernkultur auch im Fach Kunst: vom Wissen zum Können, vom lehrerzentrierten eher instruierenden Lernen hin zu einem schülerzentrierten Selbst-Lernen. Durch individuelle Förderung kann ein „heterogenes Lernen“ wachsen: jeder kann individuell mit seinen Fähigkeiten gesehen, gewertschätzt, anerkannt und darin gefördert und herausgefordert werden. Kompetenzen sollen vermittelt werden, die eine gestalterische Persönlichkeit und eine ästhetische Grundausbildung im Fach Kunst bilden. Wie das aber am besten gelehrt und gelernt wird, dazu können und sollen nun Lehrende methodenreiche Unterrichtsvorhaben entwickeln. Sie dürfen nun sogar selbstständig, laut „Implementationsunterlagen im Fach Kunst SEK1 NRW“,  „neue Kompetenzen“ definieren… Intendiert von den Bildungsverantwortlichen ist im Kunstunterricht kein  homogenisierendes und standardisierendes Kompetenzen-Abarbeiten sondern eher ein lebendiges nachhaltiges selbst konstruierendes Lernen durch vielfältige forschende selbstentdeckende Erfahrungen in intelligenten schülerzentrierten Unterrichts-Vorhaben…
•  mehr Zeit und Raum für die eigene Idee
•  erzeugt eine höhere Ideen-Vielfalt statt Homogenität
•  Lernende können dort abgeholt werden, wo sie mit ihren Interessen stehen
•  in einem heterogenen Selbst-Lernfeld umgeben von faszinierender unterschiedlicher Vielfalt kann neugierig und begeistert – mehr Lern-Inhalt, schneller und auch nachhaltiger – gelernt werden:
die „Herausgeforderten“ können und dürfen eigenverantwortlich mit ihren Ideen hoch hinaus fliegen und für die zu „Fördernden“ bleibt dadurch mehr Zeit für eine gezielte Beratung …

was mich bewegt

FAZIT: Es ist sinnhaft und nachvollziehbar aber zugleich immer noch höchste Herausforderung in Schule:
Raum geben für ein mehr SELBSTGESTEUERTES PERFORMATIVES PROJEKTLERNEN bedeutet Vertrauen lernen und zugleich auch ein Stück Kontrolle aufgeben.
Das, was in Schule üblicherweise eher herunter geregelt wird: „neugierig sein dürfen, selbst anfassen und begreifen, sich freier bewegen dürfen, laufen, selber machen und entscheiden“ ist zugleich auch Bedingung für ein ANDERES LERNEN. Es scheint für viele Lehrende immer noch schwer vorstellbar: „Dass Schüler auch mal tun dürfen, was sie selbst wollen.“ Schule überfordert Lernende mit einer überbordenden kognitiven Wissensmasse und einem homogenen Lernverständnis (alle müssen das Gleiche in der gleichen Zeit lernen, wissen und können) und einer darauf ausgerichteten Leistungsabfrage („Bullimie-Lernen“) und einer ständigen Ruhigstellung dessen, was für Lernen Voraussetzung ist: neugierig und lebendig sein… Schule unterfordert Lernende in ihren lebendigen spielerischen Ideen, Fähigkeiten und in ihrer Kreativität. Schule fördert zu wenig das, was für Lernen Bedingung ist: die begeisterte forschende neugierige Eigenbewegung… Alle Menschen wollen Selbst-Lernen… Dazu sind wir auf der Welt.

„Was mich bewegt“, Dokumentation zu Performative Projektarbeit der 7. Klassen im Kunstunterricht v. Jürgen Lemke, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Münster. Im Foyer des „Theater Münster“ beim Internationalen Theaterfestival „Halbstark“, 2012

Ein Gedanke zu „Kunstunterricht: Von eigenen Ideen beflügelt – begeistert Selbst-Lernen

  1. Ich bin begeistert vom Ansatz und von den Projekten, die den Ansatz aufs Schönste bestätigen. Danke für diese wunderbaren Beispiele aus Ihrer Schule!

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